Wann hast du das erste Mal Musik bewusst wahrgenommen?
Das weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich daran, dass ich als Kind immer gesungen hab. Ich hab nur in Erinnerung, dass ich nicht singen durfte, wenn Gäste da waren, was eh nicht oft vorkam. Ich kann ja nicht ständig singen... Aber ich hab mich dann trotzdem immer wieder dabei ertappt. Bewusst Musik sonst.... hm... mein Papa hatte ein Tonband, wo er so Tanzmusik aufgenommen gehabt hatte, was wir sicher öfter gehört haben. Zu Weihnachten hat er auch immer aufgenommen. Und zu Weihnachten haben wir auch immer alle zusammen Stille Nacht gesungen. Das machen wir auch heute noch. Meine erste Platte war dann Johnny Cash, da war ich so 13. Das nächste war dann das "Chronicle" Album von CCR. Und Radio natürlich - die Musicbox. Aber als Kind...
D.h. du hattest kein einschneidendes Erlebnis, wo auf einmal so "paff" die Musik bei dir gelandet ist? - also nur Weihnachtslieder singen und im Kindergarten und Volksschule usw...
Ja, genau
Wie bist du dann zur Musik gekommen, also selbst aktiv geworden?
Ich hab, wenn ich bei meiner Oma war als Kind - und das war ich recht häufig - dort eine Gitarre an der Wand im Zimmer von meinem Onkel hängen gesehen. Ich wollte dann irgendwann die Gitarre haben. Ich hab dann mit acht begonnen Gitarrenunterricht zu nehmen. Ich wollt einfach diese Gitarre haben. Ich weiß auch nicht mehr, was da die Initialzündung war. Es hat in der Familie eigentlich niemanden gegeben, der ein Instrument gespielt hätte. Meine Mama und meine Oma waren durchaus begnadete Sängerinnen und waren im Chor tätig. Wir haben natürlich Flöte gelernt - beim Papa. Er hat uns Flötenspielen gelernt. Das war sicher noch vorher. "Ich hatte einen Kameraden" haben wir gelernt. Und dann war das mit der Gitarre, die ich unbedingt haben wollte. Und dann hab ich eben angefangen Gitarrenstunden zu nehmen. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf den Gitarrenlehrer gekommen sind. Das war so ein alter Herr. Bei dem hab ich gemeinsam mit meiner damaligen Freundin der Susi und einem dritte Mädchen - zuhause bei dem Mädchen in Puchenau - Unterricht bekommen. Der Gitarrenlehrer hat Bodenwinkler geheißen und war schon ein betagter Herr, der relativ viel geraucht hat. Diese Rauchwolken waren immer so schön, wenn die Sonne drauf geschienen hat. Die Rauchschwaden haben sich bewegt und sich ausgebreitet und gewabert, während wir gezupft haben und diese Lieder gemeinsam mit ihm gesungen haben. Bei dem haben wir auch Noten gelernt und zupfen, richtig klassisch.
Wurdest du von deinen Eltern für Musik begeistert, war es ihnen gleichgültig oder wurdest du von ihnen zur Musik genötigt?
Nein ich wurde sicher nicht genötigt. Begeistert... nein kann ich jetzt auch nicht sagen, weil ja niemand bei uns Musik gemacht hat. Aber ich wurde von meinen Eltern unterstützt. Sie haben die Gitarrenstunden bezahlt und haben das alles immer wohlwollend begleitet und unterstützt.
D.h. du bist nicht in die Musik reingewachsen, weil sowieso die ganze Familie gespielt hat. Gleichzeitig haben deine Eltern nicht gesagt, das gehört sich einfach, dass du Klavier lernst... Du hast Flöte mit dem Papa gespielt und dann hast dich in die Gitarre verliebt und hast sie dem Onkel ausgehängt.
Der hat sie mir dann tatsächlich geschenkt. Den hab ich aber auch nie Gitarre spielen gehört. Meine Freundin die Susi war da natürlich schon auch ausschlaggebend. Mit der hab ich alles zusammen gemacht bis zur E-Gitarre.
Beim Gitarrenlehrer, was habt ihr da für Musik gespielt?
Das hab ich rausgesucht. Spontis Gitarrenschule. Was war da so drin... Rosenstock, Hollerblüt zum Beispiel.
D.h. das war keine Popmusik sondern das waren eher so Volkslieder, wo jemand Gitarrennoten rausgeschrieben hat. Eher zum Zupfen oder Schlagen?
Beides. Aber wir haben viel gezupft, was im Nachhinein super ist, dass ich das gelernt hab. Im Country kann ich das dann super anwenden... Nach vier Jahren hat der Herr Bodenwinkler dann aber aufgehört und ich zu einem Herrn Dingdorfer gewechselt. Dort ist es dann aber schon um Rock und Pop gegangen. Da hatten wir das Beatles-Buch und haben Beatles-Songs gespielt. Und wir hatten auch schon eine E-Gitarre. Da hab ich mir zu Weihnachten eine E-Gitarre gewünscht und auch bekommen. - Und die Susi genauso, das war immer parallel mit der Freundin.
Also zuerst so klassische Gitarrenschule und dann hast du den Lehrer gewechselt und bist zu Pop und Rock gekommen. War dir klar, dass Gitarre dein Instrument ist?
Über das habe ich nie nachgedacht. Ich hab weder darüber nachgedacht, ob es passt oder nicht. Es war da und es hat einfach gepasst. Unsere Nachbarn hatten drei Söhne, die haben auch Gitarre gespielt. Und es gab zwar zwischen denen und meiner Freundin und mir keine Überschneidungen, aber es war so ein Ansporn für uns. Das was die können, können wir auch.
Hast du danach die Musikausbildung verdichtet oder hast du das dann selber weiter gelernt?
Ich hab dann begonnen, zu hören und Sachen nachzuspielen. CCR war da ganz groß und da haben wir viel nachgespielt. Wir haben sogar Soli rausgehört. Und auch die Texte herunter schreiben. Das hat sich dann auch generell positiv ausgewirkt auf Englisch sprechen und verstehen. Und ich hab später noch mal den Versuch gemacht, klassische Gitarrenstunden zu nehmen. Das hab ich dann ein Semester lang durchgezogen an der Musikschule in Ottensheim. Da war ich schon Teenager. Die Lehrerin hat gesagt, ich bin nicht untalentiert, aber ich hab nie geübt. Ich hab das Semester fertig gemacht, aber nicht weiter.
Hat dir die Musik nicht getaugt oder die didaktische Geschichte?
Ich glaub, es war einfach das Üben. Das Üben war es bei mir nie, das hat leicht gehen müssen. Nur für den Barrégriff hab ich viel geübt und da war ich dann auch wirklich happy, als ich den endlich können hab.
Ab wann hast du an Auftritte gedacht?
Relativ schnell, nachdem wir die E-Gitarre gehabt haben. Wieder waren da zwei Jungs...
Wie alt warst du da?
Naja, die Gitarre hab ich mit 13 bekommen... ich schätz 15, 16. Das war dann wirklich so etwas, wie eine kleine Band. Ein Schlagzeuger, ein Bassist und die Susi und ich an der Gitarre. Geprobt haben wir für einen Mitternachtsauftritt im Musikhaus bei einem Gemeindeball. Musikhaus war das Gasthaus, wo die spannenden Bälle waren. Da hab ich an und ab hingehen dürfen. Sonst kann ich mich erinnern, sind wir draußen gestanden und mich hat die Hammond Orgel so fasziniert. Da waren diese Tanzbands, die waren total gut. Und wir sind draußen gestanden und die Hammond Orgel hat mich total fasziniert; der Rhythmus und wie sie gespielt wurde...
Weißt du noch, was ihr bei der Mitternachtseinlage gespielt habt?
Ja da haben wir 100% "Bad Moon Rising" gespielt. Drei oder zwei Nummern haben wir gespielt... Die Zweite war... ah, genau: "House of the Rising Sun". Das war auch eine der ersten Nummern, die wir auf der E-Gitarre gelernt haben.
Als Bass, Schlagzeug und zwei Girls an der Gitarre. Und gesungen habt ihr alle oder habt nur ihr zwei Girls gesungen?
Ich hab auf jeden Fall gesungen. Ich weiß nicht mehr, ob ich bei allen gesungen hab.
Wie war das Feedback so? Ihr wart ja blutjung.
Ja, super, super. Highlight! Wie man sich es nicht anders wünschen kann. Happy, happy, happy. (lacht)
Und nach dem Konzert, was hat sich da verfestigt? Weitermachen oder doch Höhepunkt erreicht?
Das weiß ich auch nicht mehr so genau. Es hat im Grunde mit meiner Freundin... die ist dann zu den Zeugen Jehovas gegangen und hat das Interesse verloren und damit hat auch unsere gemeinsame Geschichte aufgehört. Eine Band hab ich dann nicht mehr gehabt. Ich hab nie eigene Songs geschrieben, auf die Idee bin ich nie gekommen. Ich hab immer nur gecovert und Kassetten mit diesen Coverversionen aufgenommen. Und eine hab ich noch, die ist echt nicht schlecht.
Hast du allein gespielt?
Ja, ja. Das war akustisch.
Tonband von Papa?
Ja, genau. Und was natürlich auch war Jungschar, wie es sich so gehört. Und dann natürlich auch in der Kirche bei Jungschar gestalteten Messen mitsingen und ein Solo singen... Und Lagerfeuergeschichten. Es war dann so, dass ich halt meine Coversongs gesungen hab. Also Neil Young "Heart of Gold", ein zwei Gospels, wahrscheinlich irgendein John Baez, Bob Dylan... Bei der Jungschar waren es die Gospels vor allem. Oder „My Bonnie is over the Ocean“... Und da waren noch Jungs von Bekannten, die bei Festen auch so Gitarre gespielt haben. Mein Papa hat mich dann auch einmal dazu gebracht, dass ich dann auch wirklich mal bei einer Veranstaltung von ihm und seinen Freunden gespielt hab. Das hab ich dann eine zeitlang gemacht. Ich und die Gitarre am Lagerfeuer... Das hab dann auch in Salzburg gemacht...
Ich würde noch gerne etwas vorher klären: Hast du dich dann eher so als Solo- oder Band-Musikerin bzw. Künstlerin gesehen?
Ich hab mich nicht als Künstlerin gesehen. Als Musikerin... über das hab ich auch nicht nachgedacht. Ich hab ja auch keine eigenen Songs geschrieben. Mir ist es im Grunde immer um die Interpretation und die Musik gegangen. Da war eine Band nicht zwingend notwendig. Das hab ich dann auch gar nicht mehr gesucht, nachdem das mit der Susi aus war. Oculu sus - also Schweinsaug auf lateinisch - haben wir uns genannt. Wie es sich gehört für Mittelschüler. (lacht)
Komponiert hast du nie?
Später dann. Es gibt wenig, aber so von den letzten 10 Jahren gibt es schon ein paar Songs.
D.h. komponieren war am Anfang nicht angesagt, sondern es ist dir um die Interpretation gegangen. Was für Musik hat dich da so angezogen?
Ja CCR rockt heute noch für mich.
Kannst du da ein bisschen ausholen bzw. kannst du skizzieren, wie du dort gelandet bist, wo du dich heute musikalisch siehst? Oder hat sich das immer durch andere Leute ergeben oder hast du selbst deinen Weg gefunden?
Es waren schon immer Einflüsse da. Ich erinnere mich auch, dass mich der Tod vom Elvis Presley total berührt hat und Rock 'n' Roll hat mich einfach fasziniert. Wir haben auch bei dem Lehrer, wo wir E-Gitarre gelernt haben, erste Rock 'n' Roll Basics gelernt. Das begleitet mich auch bis heute. Das hat mir vom Groove her immer getaugt...
Hast du Texte geschrieben?
Ja mittlerweile schon, aber zu der Zeit nicht. Man hat natürlich als Teenager schon Gedichte geschrieben. Aber das ist mir immer so peinlich vorgekommen, dass ich das immer versperrt hab und nie jemanden gezeigt hab. (lacht) Rock 'n' Roll hat mich halt da immer fasziniert. Das war irgendwie einfach zu spielen. Ich kann auch heute noch diese Septakkorde, diese Jazzakkorde nicht. Ich war immer eher so bei den simplen, geraden Dur-, Moll-Sachen. Das war einfach und es hat mir einfach gefallen, es hat mich angezogen. Vielleicht genau wegen seiner Banalität oder vom Groove oder Sound her.
Würdest du sagen, dass du über den Weg, den du gegangen bist, zu deinem eigenen Sound gefunden hast? Also "eigen" nicht im Sinne, dass du ihn erfunden hast, sondern wenn ich Gitarre spiel und sing, ist das eins mit mir?
Ja, schon. Das ist jetzt zum Teil. Wenn ich mit der Romana was mache, dass passt einfach gut zusammen. Die Band hat keinen Namen. Bei Females Under Tension seinerzeit... Die Gitarre hab ich eigentlich nie anders gespielt. Ich hab auch jetzt in Richtung Rock 'n' Roll gedrängt und das hat einfach gepasst. Das hat sicher auch was mit der Band Muttertag und mit dem, was ich vom Didi Neidhart gelernt hab, zu tun. Simpel, brachial, schon auch dieses dreckige... Es bleibt immer halbwegs simpel. Ich kann keinen Pop spielen.
Wieso ist das so? Hast du da für dich eine Erklärung, warum dich Pop weniger interessiert, als diese pulsierende des Rock 'n' Roll?
Ich glaub, es hat was mit meiner Stimme zu tun. Die ist nicht sehr umfangreich. Wenn sie in so einem bestimmten Bereich bleibt, hab ich ein sehr gutes Gefühl. Das kann dann in Kombination mit der Gitarre sehr spannende Sachen ergeben. Ich hab auch eine Neigung zur Melancholie... aber warum mir das gefällt... naja, das ist schwer. Stell mir noch ein paar Fragen, vielleicht kommen wir ja noch drauf. Über das hab ich noch nie so detailliert nachgedacht.
Ja sicher, wenn du immer das gleiche gespielt hast, hast du dir darüber nie Gedanken machen müssen. (lacht) D.h du hast deinen Sound einfach irgendwann gefunden und in deinem Rahmen dann verfeinert, so wie du ihn eben haben willst.
Ja.
Ich spring jetzt einmal zu Bandgeschichten: Was taugt dir an Bands?
Naja, was an Bands klasse ist, ist das Kollektive. Ein Team sein ist einfach super. Allein sein auf der Bühne... ich bewundere Leute wie Cherry Sunkist, die allein auf der Bühne stehen und Elektronik haben und Gitarre spielen und Gesang und das auch noch kompliziert. - noch dazu mit zwei Mikros... Also wenn ich mich mit dem Allen beschäftigen müsste, das würde mich total nervös machen. Ich war natürlich allein auf der Bühne, aber eher so mit diesen Coverversionen. Aber bei Bands druckt der Sound mehr, es kriegt eine andere Mauer, eine größere Vielfalt durch die verschiedenen Elemente. Außerdem mag ich Rhythmus gern, deshalb is ein Schlagzeug oder auch ein Drumcomputer wichtig. Und es gibt einen Austausch. Das mag ich ja gern, nicht nur in der Musik. Auch im Job bin ich sehr teamorientiert. Das Besprechen mit anderen Leuten, wie es das, wie kommt das, wie machen wir weiter, wie hört sich das an etc... Das schätze ich sehr. Und das hat man in einer Band, wenn es ein kollektiver Prozess ist. Und das waren eigentlich alle Bands mehr oder weniger in denen aktiv war.
D.h. bei den Bands, in denen du aktiv warst, hast du da welche mitbegründet?
Ja klar.
War das meistens so der Fall?
Ja, eigentlich schon. Bis auf Muttertag, die hat es vorher schon gegeben.
D.h. du hast Bands mitbegründet. Wie ist das passiert?
Ich muss dazu sagen, es hat eine Zeit gegeben, da hat mich die Gitarre überhaupt nicht interessiert. Da hab ich sie nicht angegriffen, hat mich nicht interessiert. Da ist gerade so HipHop und Elektronik aufgekommen... Das geht mit einer Gitarre nicht wirklich. Dann ist es wieder weitergegangen mit Muttertag, wo ich gefragt worden bin, ob ich mitspielen möchte. Das war genial vom Didi. Der hat mir ein Band von den Stooges gegeben und ein Tape von den Crimes, die ich vorher nicht kannte, ein Wah-Wah-Pedal und eine Fuzzbox. Und dann hat er gesagt, hör dir die Kassetten an und da hast die Effektgeräte dazu, so soll es klingen und mit dem kannst es spielen. Und das wars. Ich hab mir die Kassetten angehört und die "Kastln" angehängt und so ist es gegangen. Und das ist mir dann eben geblieben und das ist dem Didi und Muttertag zu verdanken.
Wieso haben sie dich eingeladen? Weil sie eine Frau haben wollten?
Nein, es war einfach naheliegend. Ich war einfach da und sie haben gewusst, dass ich Gitarre spiele und mich hat es auch sehr interessiert. Es hat dann auch einen totalen Spaß gemacht, zu proben. Und das erste Konzert in Salzburg war sehr genial. Allen hat es so gefallen. Und das war schon schön. So viel geprobt haben wir eh nicht, aber es ist halt immer schön, wenn dann das Feedback von den Leuten kommt, so "wah super!". Eine sehr trashige Geschichte, aber es hat ganz gut gepasst, es ist einfach reingefahren.
Wie war es für dich als Frau in solchen Bands? Hattest du das Gefühl, du musst irgendwas beweisen?
Nein, witzigerweise gar nicht. Das feministische Denken, das hat sich erst später entwickelt. Damals ist ja alles total leicht gegangen. Das war irgendwie völlig normal. Ich bin von den Jungs einfach eingeladen wurden. So wie bei der nächsten Band "Krüppelschlag" vom Just Merit, da hat er dezidiert mich und die Brigitte gefragt, ob wir mitspielen wollen. Dann haben wir halt "Females Under Tension" gemacht, weil wir uns gedacht haben, dass es jetzt an der Zeit ist, dass auch mal Frauen an der Front sind. Außerdem hat es mich dann auch schon interessiert mit Beats und Drumcomputer zu arbeiten.
D.h. du bist eingeladen worden, du hast gespielt, es hat gefunkt und erst viel später hast du dir gedacht, jetzt ist es an der Zeit... Females Under Tension ist ja auch ein super Name. Wann hat sich diese Band gegründet? Das war ja alles noch vor diesem ganzen Riotgirlsding.
Ja ich glaub, dass Muttertag so 89 bis ca. 92 war. Dann war Females Under Tension so 91 herum.
Females Under Tension hat sich der Sound ja auch ziemlich geändert. Die Gitarren sind geblieben, aber die Beats vom Drumcomputer sind neu dazu gekommen. Und habt ihr da auch eigene Sachen gespielt?
Ja da haben wir schon eigene Sachen gespielt oder halt so 50/50. Also gecovert haben wir auch, aber bei diesen Bands da Ende der 80er Jahre hab ich auf jeden Fall begonnen, eigene Sachen zu machen. Mit Females Under Tension zum Beispiel die zwei Nummern, die auf der 7" drauf sind. Mit dem Texten hab ich mir immer extrem schwer getan - das tu ich mir nach wie vor. Da hat es auf jeden Fall noch ein, zwei eigene gegeben, die wir dann bei Konzerten gespielt haben.
Hast du dich bei den ganzen Bands, in denen du gespielt hast, dauernd durchsetzen müssen, um bei der Ausrichtung und beim Konzept mitgestalten zu können oder ist das einfach nur mit den üblichen Reibungen, die es auch bei rein männlich Bands gibt, vonstatten gegangen?
Ganz ehrlich habe ich das Gefühl, dass ich relativ tonangebend war. Da ist schon halbwegs das passiert, was ich gesagt hab. - Bei Muttertag nicht, da haben einfach die Gründungsmitglieder die Songs ausgesucht und ich hab halt versucht, die Gitarre dazu anzueignen. Aber das war auch schon mein Style. Vielleicht hat der Didi mal Anregungen gegeben, weil er ein Musikprofi ist. Aber im Hinblick auf Durchsetzen war das nie ein Problem...
Beim Sound war es auch nie so, dass da Leute gekommen sind und dir gesagt haben, so und so soll es klingen?
Nein überhaupt nicht. Bei Krüppelschlag war es ja auch wieder eine Kooperation mit Just. Da es hat es schon ein bisschen eine Vorgabe gegeben, wie die Gitarren klingen. Da hat man schon gewusst, was wir können und wie sich das anhört. Neben uns waren dann noch die zwei Schlagzeuger, Donke und Paul Riedl und der Just als... Performer muss man sagen. Da haben wir im Proberaum gemeinsam die Nummern erarbeitet. Das waren entweder Covers, so Trashabilly-, Rockabilly-Sachen oder schon auch eigenen Sachen. Da gibt es eine Nummer, die gefällt mir heut noch und zwar "For your Love". Just hat dann einfach dazu improvisiert und der Donke hat es dann, glaub ich, immer gut strukturiert. Und uns vor allem auch immer wieder gezwungen, vor Auftritten noch mal das ganze Set durchzuspielen. Der war halt da der erfahrene Profi, der das Ganze strukturiert hat.
Mit welchen Bands hast du Tonträger gemacht? Mit Muttertag ist es losgegangen, oder?
Muttertag war nur eine 7", dann mit Krüppelschlag, Females Under Tension und bei Enver Hoxha war ich auch beteiligt. Dann hab ich an und ab mal Gesang aufgenommen. Es gibt eine HipHop Nummer von Texta, wo mich der Huckey einmal eingeladen hat, Backing Vocals zu singen. Tav Falco auch noch... Wie Tav Falco da war, haben wir von Billy Swan "I can help" aufgenommen. Da hab ich die Gitarre eingespielt und das Solo. Das ist bei "Sympathy for the Records Industry" herausgekommen. Mit dem Tav Falco war das auch recht spannend. Der hat mich immer eingeladen, wenn seine Gitarristen ausgefallen sind. Beim ersten Mal hab ich Blut geschwitzt... Gott sei Dank ist das Konzert dann nichts geworden. Er hat mir vorher die Kassette geschickt und ich hab sie mir angehört und versucht dazu zu üben. Ich bin dann zu ihm nach Wien gefahren. Dort haben wir bei ihm in der Wohnung und auch im Zug noch geübt. Aber ich hab nur gedacht, ich kann das einfach nicht spielen. Der hatte ja wirklich gute Gitarristen. Aber dann ist das Konzert abgesagt worden und ich war so froh. Ein zweites Mal bin ich dann nochmal mitgefahren. Da hab ich dann sogar die Leadgitarre gespielt. Aber da hatte ich dann mehr Zeit zum Üben. Da hab ich mich nicht mehr so unsicher gefühlt. Aber prinzipiell hab ich mich da schon ein bisschen unwohl gefühlt. Zusammen zu spielen mit diesen versierten Musikern aus Amerika und ich trete da auf als Hitgitarristin, das war schon "zach". Aber hat funktioniert.
Wie ist es dir von Veranstalterseite so gegangen. Man kommt da hin und spielt so einen trashigen Rock 'n' Roll. Haben die dann gesagt, cool, dass da auch eine Frau dabei ist, die so einen Sound spielt? Oder haben sie sich gedacht, kann sie das überhaupt? Also wie ist das so gewesen? Wie war da so deine Wahrnehmung?
Naja, das Feedback war immer gut und ich hab mich immer wohlgefühlt. Bis auf das letzte Konzert mit F.U.T. (Females Under Tension) in Wien, wo wir wirklich nichts geprobt haben, da sind wir ziemlich eingefahren. Da sind die Leute einfach nicht mitgegangen, aber wir waren auch wirklich nicht gut. Aber ansonsten war es eigentlich immer recht schön - auch mit Krüppelschlag in Ungarn. Natürlich ist das aufgefallen, dass da eine Gitarristin auf der Bühne steht, aber das ist immer sehr positiv wahrgenommen worden.
Hat das auch mit dem Sound einen Konnex gehabt? Es hat ja einige Frauen in diesem Musikbereich gegeben...
Poison Ivy war natürlich eine große Empfehlung vom Didi. Was sie super gemacht hat, sie hat das ganze simplifiziert, aber so auf den Punkt gespielt. Nicht diese wirklich komplexen, komplizierten Elvis und Rockabilly-Soli, sondern sehr reduziert, aber sehr effektiv und sehr auf den Punkt. Das war für mich dann schon auch ein Vorbild und in die Richtung hab ich das dann auch probiert zu machen. Das ist mir zum Teil, glaub ich, auch ganz gut gelungen.
Du hast ja eine neue Band. Wo geht jetzt die Reise hin? Du hast zuerst gesagt, du hast die Romana schon ein bisschen in Richtung Rock 'n' Roll zu trimmen.
Ja, stimmt. Sie ist neben Bassspielerin auch gelernte Sängerin und Klavierspielerin. Ich hab mit Romana auch schon seit 15 Jahren Kontakt. Wir haben auch schon vor vielen Jahren Sessions im Posthof gemacht - immer so ein bisschen mit dem Auge auf Band. Aber es ist einfach nie dazu gekommen. Ich habe auch nicht das Ziel, eine eigene Band zu haben und wirklich kontinuierlich aufzutreten. Das wist mir zu anstrengend und zu aufwendig.
Aber warum hast du da nicht die Ambition dafür?
Weil es soviel Zeit kostet. Das ist mir einfach zu viel.
Ok. D.h. es gibt andere Interessen und Professionen, die in einem Wettbewerb stehen. Musik hat also keinen Schwerpunkt?
Es begleitet mich immer, aber soweit hab ich nie dafür entscheiden können. Ich hab auch mit Females Under Tension aufgehört - sehr zum Leidwesen von der Brigitte und den andern Kolleginnen -, weil ich gesagt hab, ich möchte mein Studium fertig machen. Beide Sachen kann ich nicht. Ich bin da nicht so multitaskingfähig. Mit Romana ist es so, dass wir uns über die Jahre hinweg, wann immer sich etwas aufgetan hat, wir geprobt haben und dann aufgetreten sind. Und das gefällt mir eigentlich sehr gut. Das sind so Special-Geschichten. Es hat sich schon wieder ein bisschen verdichtet. Voriges Jahr haben wir am Steinmetzplatzl Fest gespielt und waren beide total "high" danach und vor lauter Euphorie stockbetrunken. Wir waren einfach so glücklich, weil wir gut waren. Also wir waren zufrieden und es ist gut angekommen. Die Romana würde, glaub ich, schon gern mehr machen. Und ich will eigentlich auch, aber trotzdem eher auf Halbmast. Wenn wieder was daherkommt, das mir taugt, dann werden wir wieder zielgerichtet aufs Konzert proben.
D.h. eine Musikkarriere im klassischen Sinne ist nicht am Radar?
Nein, jetzt werd ich ja auch schon alt... älter (lacht). Es ist nicht am Radar, aber aufgeben wollt ich es auch nie. Das ist diese Kompromisshaltung, die zurzeit ganz gut funktioniert. Ich weiß noch nicht, was dabei rauskommt...
D.h. du hattest nie einen Punkt gehabt, jetzt entscheide ich mich Profimusikerin zu werden
Nein. Das einzige das ich vielleicht bereue, aber das war einfach nie ein Thema, warum ich nicht probiert hab, aufs Konservatorium zu gehen? Aber ich wäre nie auf diese Idee gekommen. Einfach wirklich das Handwerk zu lernen... Es ist natürlich immer die Frage, was hat das für Konsequenzen, wenn man das wirklich so klassisch so lernt. Wie ich einmal arbeitslos war und es nicht sicher war, in welche Richtung es weiter gehen soll, hat mich meine Freundin, mein erster großer Fan, immer dazu gedrängt, doch Musik zu machen. Aber irgendwie bin ich dann doch zu sehr Beamtentochter. Mir geht es um eine gewisse Sicherheit, die mit einer fixen Anstellung einhergeht. Es war einfach nie so, dass ich mir gedacht hätte, ich kann davon leben und es zu meinem Leben machen. Warum das so ist, weiß ich auch nicht genau. Manchmal tut es mir schon leid.
Gibt es eine Band, wo du das Gefühl hast, da hätte es gut dahingehen können?
Nein. Ich glaub, von den Bands, wo ich war, das waren für mich auch immer temporäre Projekte. Da interessiert mich dann manchmal der Sound gar nicht mehr. Auch wenn ich daheim Musik mach, denk ich mir schnell, das ist schon wieder das gleiche, das will ich nicht. Dann experimentier ich wieder herum. Aber es gab nie so eine Band, wo ich mir das wirklich so längerfristig vorstellen konnte. Das mit Romana ist eh das bislang längste.
Und gibt es da Verdichtungswünsche? Gibt es da einen minimal Karriereplan oder einen maximal Karrierewunsch?
Na ja, mir könnte schon gefallen, wenn wir was erreichen. Wir spielen ja viele Covers, wobei wir auch einige eigene Sachen haben. Es ist mir irgendwie egal, aber es wäre schon denkbar, dass da mehr daraus wird. Ich denk mir viel mehr, es wäre für mich mal super, wenn ich daheim jeden Tag die Gitarre in die Hand nehmen würde und ein bisschen klimpere. Es wäre gut, wieder ein bisschen die Routine zu fördern. Aber ich greife ja die Gitarre manchmal monatelang, jahrelang nicht an und dann kommt wieder mal ein Konzert, da muss ich halt wieder von vorne anfangen.
Was sind Sachen, die dich als Musikerin stören? Was hast du mitgenommen in deiner Musikgeschichte?
Ja die Proberaum-Frage ist immer eine spannende, also wo probt man. Das ist oft so eine Geschichte. Wo baut man sein Zeug auf, wo übt man...
Als proben ist ein Problem. Gibt es sonst irgendwas vom strukturellen oder gesellschaftlichen, das dich stört? Wie wird deine Musik von der Gesellschaft bewertet, hast du das Gefühl, dass es überhaupt wen interessiert?
Ja, eine eingefleischte Fangemeinde interessiert das schon. Ob das darüber hinaus jemanden interessiert, weiß ich nicht. Das mit der feministischen Haltung durchaus, da ist es sicher schon noch auch gesellschaftsrelevant ist. Also wenn man sagt, man positioniert sich so. Was mich noch stört, dass immer so viel Zeit vergeht, das ganze Warten. Zum Beispiel bei den wenigen Touren, die wir mit Krüppelschlag gemacht haben. Da fährst hin, baust auf, wartest, machst Soundcheck, wartest... Ich glaube, mir würde es heute nicht mehr gefallen, bis Mitternacht warten zu müssen, bis ich endlich spielen kann. Also an und ab geht es schon, aber so als Dauergeschichte möcht ich das nicht.
Hat sich irgendwas verändert gegenüber zu deinen Anfängen mit Muttertag bis zu deinem jetzigen Duo mit der Romana? - also von deiner eigenen Haltung und was sich rundherum gesellschaftlich, politisch, publikumsmäßig so getan hat.
Also ich glaube, dass mittlerweile schon mehr Frauen auf der Bühne stehen - zwar immer noch verschwindend wenige, aber da hat sich sicher etwas getan. Außerdem freu ich mich zu sehen, dass es immer mehr wirklich gute Gitarristinnen gibt. Von Luise Pop bis Clara Luzia bis Cherry Sunkist... Das sind Frauen, die nicht einfach nur singen, sondern auch wirklich gute Musikerinnen sind. Das wird, glaub ich, mehr, auch wenn es immer noch sehr wenig ist. Die Konzerte, die ich in letzter Zeit gespielt hab, waren eher so "Family Affairs".
D.h. du stehst im Moment gar nicht mehr in einem Zirkus drin...
Ja das sind so Family Affairs, wo ich mir aber schon denk, da muss ich jetzt was zusammenbringen. Die Leute haben ja Erinnerungen an mich und die will ich nicht enttäuschen. Es ist eher so, dass ich im Vergleich zu früher das nicht völlig "obelan" möchte. Aber Wettbewerb in Sinne von mit anderen Bands und verschiedenen Orten, das ist zurzeit nicht der Fall.
Und da willst du auch nicht mehr hin?
Never say never, sag ich immer. Es gibt zurzeit keinen Plan, aber wenn etwas passiert... Ich gehe eher so voran, dass ich Gelegenheiten aufgreifen, wenn sie sich bieten. Auch bei dorf.tv hab ich jetzt einen Job, der sehr klasse ist und wo man viel entwickeln kann. Wobei wenn mich Leute auf den Film "Es muss was geben" ansprechen, da freut man sich schon, da dabei gewesen zu sein. Es ist schön wieder einmal als Musikerin wahrgenommen zu werden. Das hab ich ja selbst für 20 Jahre mehr oder weniger vergessen. Es war einfach nicht da.
Du hast ja in Strukturen wie Stadtwerkstatt gearbeitet, wo auch immer Musik vorgekommen ist.
Ja, aber ich hab interessanterweise nie etwas für mich gemacht in diesen Strukturen. Einmal haben wir ein Konzert am Strom gespielt. Ich hab da nicht einmal Musik gemacht. Es war halt eine andere Form von Bühne.
Und dorf.tv ist jetzt auch wieder so eine Bühne, wo man was entwickelt?
Ja, schon. Aber jetzt ist die Musik ja auch wieder präsenter, als sie zu Stadtwerkstatt-Zeiten war. Das waren so Jahre, wo ich nichts gemacht hab und dann irgendwann wollt ich aber wieder etwas machen und hab so überlegt was und mit wem. Und eines Tages, das war echt ein Geschenk, kommt mir der Robert Wacher auf der Nibelungenbrücke entgegen und sagt zu mir, ich hab gehört, du spielst Gitarre und singst. Sollen wir etwas Gemeinsames ausprobieren? Das war wie Weihnachten, das war genau das, was ich wollte. Das haben wir dann auch gemacht. Er hat ein paar Sachen aufgenommen und produziert. Wir haben dann auch im alten Salzamt gespielt und einen Auftritt hatten wir in Budapest zu zweit. Da ist die Musik wieder ein bisschen rausgekommen. Ich hab auch angefangen, eigene Sachen zu machen. Der Robert hat zwar gesagt, er produziert sie. Da aber lang nichts passiert ist, hab ich mir irgendwann gedacht, jetzt mach ich es selber. Dann hab ich mir einen Laptop zugelegt und endlich mein eigenes Werkzeug gehabt, mit dem ich zu basteln begonnen hab.
Nützt du die technische Autonomie aus?
Ich bin draufgekommen, dass es ohne das zu haben, es gar nicht geht. Ich produziere auch bei dorf.tv keine Videos. Ich mach das daheim mit meinem Equipment. Ich brauch mein eigenes Zeug. Das steck ich mir dann alles selbst zusammen und weiß, wie alles verkabelt ist usw. Das ist mir schon ein Anliegen.
D.h. du brauchst eine Struktur, wo du dann Kreativität ausbreiten kannst?
Ja, das muss einfach bei mir sein. Dass ich wohin gehe, wo das zur Verfügung gestellt wird, das geht nicht.
Du bist nie von Oberösterreich abgewandert?
Nein, ich bin sehr sesshaft.
Du hast aber auch das kulturelle Umfeld mitbestimmt. Du warst ja zehn Jahre bei Stadtwerkstatt im Vorstand und hast das mitgeprägt. Jetzt hast du dorf.tv mitbegründet, das gibt es seit 2010. D.h. du hast zwei entscheidende kulturelle Plattformen mitentwickelt und geprägt. Ist Oberösterreich für dich ein spannender Ort? Hast du dir schon einmal überlegt, ob woanders nicht mehr gehen würde, es spannender wäre?
Ich finde Linz schon sehr spannend für mich. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich immer die Möglichkeit hatte, mit zu gestalten. Die Zeit, wo ich einmal arbeitslos war, hab ich gemerkt, dass in Linz die Jobmöglichkeiten für jemanden, der so spezialisiert ist wie ich, doch sehr begrenzt sind. Da hab ich mir gedacht, Linz kann sehr klein werden, wenn man keinen Auftrag hat. Ein Auftrag kann eine Liebe sein, eine Familie, du hast einen Job oder du hast so etwas wie Stadtwerkstatt, einen Verein, wo du etwas mit gestalten kannst. Wenn das wegfällt, dann muss man die Stadt eigentlich verlassen.
Wo würde es dich da hin ziehen?
Na ja, ich würde halt als erstes Wien probieren. Es hat halt eine gewisse Größe und ich kenn einige Leute und hab schon ein Netzwerk dort. Ob es von dort dann noch weiter gehen würde... Es wären die Karten neu gemischt... Ich muss aber dazu sagen, ich hab eine Eigentumswohnung in Linz, die dafür sorgt, dass ich mir den Luxus auch leisten kann.
Vor allem bei Projekte, wo die Beschäftigungsverhältnisse oft prekär sind.
Na ja, bei dorf.tv versuchen wir halbwegs ein Level zu erreichen. Ich bin halt mit Otto Geschäftsführer. Da können natürlich nicht alle davon leben, aber ich kann es. Allerdings kann ich vor allem deshalb davon leben, weil ich diese Wohnung hab. Weil die Basiskosten gering sind. Das ist dann etwas, das sehr bequem ist in Linz. Da ist dafür gesorgt und das wäre woanders nicht so. Aber wenn jetzt dorf.tv nichts geworden wäre, hätte ich mir ernsthaft überlegen müssen, was ich jetzt mache. Da hab ich mir schon gedacht, da muss ich wahrscheinlich gehen.
Es gehen ja viele Leute, eben weil es schmal ist. Es wird ja immer angenommen, dass das Angebot viel üppiger ist. Wo siehst du das Problem?
Na ja, welche besseren Modelle gibt es bei vergleichbaren Städten wie Linz. Keine Ahnung wie es zum Beispiel in Graz ist. Vielleicht gibt es durch die großen Unis mehr Jobangebot. Die Tendenz in Linz und Oberösterreich ist halt so, dass viel in öffentliche Einrichtungen investiert wird und die sehr viel selbst machen. Das schmälert wahrscheinlich auch ein bisschen die Perspektiven für freie, unabhängige Organisationen und deren Handlungsspielraum. Und das Angebot ist natürlich sehr klein. Da kann ich mehr oder weniger zwischen drei Lokalen entscheiden.
Gibt es ein Lokal, wo du hingehst und du das Gefühl hast, da gefällt mir die Musik, da fühl ich mich wohl?
Ja. Interessanterweise höre ich daheim ganz selten Musik, aber ich geh irrsinnig gerne in Lokale, um mich in eine Ecke zu lehnen und die Musik anzuhören. Diejenigen, die ich frequentier ist das Solaris, das Strom... das sind im Wesentlichen die Lokale, die anderen eher Veranstaltungsbedingt wie die Kapu oder das Krebs.
Wie hat sich für dich die Musik in deinem Umfeld verändert? Du hast gesagt, mehr Frauen stehen auf der Bühne. Hast du das Gefühl, dass sich in der Stadt etwas verändert hat?
Ich hab das Gefühl, dass es mehr Szenen gibt und es viel ausdifferenzierter ist. Allein in der Elektroszene gibt es Stränge, die nichts miteinander zu tun haben. Die Vernetzungsprojekte waren schon immer sehr interessant, weil sie auch genreübergreifend waren. Aber mittlerweile gibt es in jedem Genre einen Haufen Subgenres. Eine Zeit lange hatte ich das Gefühl, dass es nichts mehr analogen Bereich gibt, also so Gitarrenbands. Aber da ist mir jetzt "der Mob" aufgefallen. Das ist ein Netzwerk für junge Musiker und Musikerinnen. HipHop ist natürlich immer noch gut und da und viel. Also ich hab schon immer das Gefühl gehabt, dass es eine große Bandbreite gibt.
Irgendwie ist diese Bandmusik ein wenig aus der Stadt verschwunden. Das hängt vielleicht auch mit damit zusammen, dass es so wenige Proberäume gibt. Den Rest kann man zuhause machen... Da ist in anderen Städten die Bandkultur schon noch stärker vorhanden.
Wenn wir einen Schlagzeuger hätten, wäre es schon wieder kompliziert. Da braucht man einen Platz, wo man es stehen lassen kann. Ja so Rockmusik ist das, was ich in Linz am wenigsten höre oder mitbekomme.
Vielen Dank für das Interview!